4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravis

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Samson
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4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravis

Beitrag von Samson » 28. Aug 2014, 16:38

Am 03. Juli fing der Alptraum an: Nachdem Ulrik noch mit seinen beiden Mädels im Garten getobt hatte fiel er plötzlich um und konnte nicht mehr laufen. Also Hunde ins Auto, zurück nach Berlin und zur Tierärztin. Natürlich war der erste Verdacht ein schwerer Bandscheibenvorfall oder eine andere neurologische Erkrankung. Also Schmerztherapie und Ruhe. Am nächsten Morgen konnte Ulli dann wieder laufen, nach 50 Metern aber wieder Feierabend! Also wieder zur Tierärztin, Untersuchungen, dann das Röntgenbild mit total aufgegasten Därmen: Magendreher? Sofort in die Tierklinik: Kein Magendreher, aber wieder tausend Untersuchungen: Röntgen, Ultraschall... und dann Elektrolyte und Morphin per Tropf (denn Ulli hat ja angeblich Schmerzen), nachts um 2 wird Ulli allmählich ungnädig, scließlich sind wir seit 10 ununterbrochen bei Ärzten - man will ihn in der Klinik behalten, aber wir nehmen ihn mit.
Dann Samstag wieder bis abends bei unserer Tierärztin, sie erwähnt das erste Mal, dass es da so eine Krankheit gibt, bei der das Imunsystem die Rezeptoren an den Muskeln zersört und deswegen keine Infos vom Gehirn mehr ankommen - aber der Neurologe, der auf diesem Gebiet als Koryphäe gilt ist auf einer Tagung in England und erst Dienstag wieder zurück. Also noch zweieinhalb Tage lähmende Unsicherheit, Ulli kann sich inzwischen nicht mal mehr lösen und muß per Katheder erleichtert werden, dann die Diagnose: Myasthenia gravis (angeblich gut behandelbar sobald die Medikamentation eingestellt ist).
Was jetzt folgte kann man sich nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat: Eine Koryphäe belügt wissentlich uns und unsere Tierärztin, weil der Verlauf dieser Erkrankung, wie er sich bei Ulli dargestellt hat so noch nie dokumentiert wurde.
Unseren Wunsch Ulrik niemals unnötig zu quälen hat dieser Mensch nicht nur missachtet, sondern hat uns bewusst falsche Hoffnungen gemacht und damit auch unsere Tierärztin getäuscht, die mehrfach ihre Zweifel geäußert hat, aber diese auch immer wieder mit der Aussage, wenn jemand beurteilen kann, ob Ulli es schaffen kann, dann er...
Um es kurz zu machen, das Krankheitsbild verschlimmerte sich mehr und mehr, es bildete sich trotz Behandlung der gefürchtete Megaösophagus (die Muskeln der Speiseröhre ziehen sich nicht mehr zusammen und Nahrung und Trinken sammelt sich in der Speiseröhre vor dem Magen und wird immer wieder hochgewürgt) und Ulli bekam eine Aspirationspneumonie (Lungenentzündung durch eingeatmete Nahrung). Als der Speialist dann im Beisein unserer Tierärztin behaptete Ulli habe keine Lungenentzündung sondern lediglich eine leichte Bronchitis und vorschlug ihn zwangszuernähren um weiter behandeln zu können haben wir und sie erkannt worum es ihm ging und sie hat ihn aus der Praxis herauskomplimentiert...
Ich musste mir das von der Seele schreiben, denn wir haben glauben wollen was man uns erzählt hat, obwohl alle Informationen, die wir hatten dagegen gesprochen haben. Ich kann daher nur jedem raten, gerade bei seltenen und schweren Erkrankungen sich nicht auf nur einen Experten zu verlassen - hätten wir noch einen weiteren Neurologen zu Rate gezogen, hätten wir Ulrik zumindest die letzten, ganz schlimmen Tage ersparen können - er hat zuletzt 15 Spritzen an einem Tag bekommen.
Da der Beitrag ohnehin schon so lang ist, kann ich auch noch von Ullis letztem Tag schreiben: Nachdem Holger und ich eigentlich die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatten sind wir um 6 dann mit ihm in den Stadtpark gefahren, dorthin wo er auch nach Ausbruch der Krankheit immer gerne war (ich hätte nie gedacht, wie leicht es einem fällt 42 bzw. zuletzt dann noch 36 kg Hund zu tragen um ihn dann im Buggy zu fahren, wenn die paar Schritte die er noch machen konnte "aufgebraucht" waren). Dort haben wir uns ein schattiges Plätzchen gesucht und um 7 dann mit unserer Tierärztin besprochen alle Medikamente abzusetzen und ihn zu erlösen.
Ulli hat dann noch einmal Briard gespielt und jeden angeknurrt, der der Decke zu nahe gekommen ist. Wir hatten mit unserer Ärztin vereinbart uns zu melden, wenn wir merken, dass Ulli unruhig wird. Er hat sich mit letzter Kraft noch einmal zu Holger gedreht und mit den Vorderpfoten gerudert, wie früher immer wenn er spielen wollte, dann noch einmal zu mir und das Gleiche und wir wussten, dass ich jetzt anrufen muss. Ich werde unserer Ärztin immer dankbar dafür sein, dass sie zu uns in den (öffentlichen!) Park gekommen ist, damit er in Frieden gehen kann... ...und in dem Moment, in dem er aufgehört hat zu atmen hatte die Sonne gedreht und er lag plötzlich nicht mehr im Schatten - hoffentlich ist er wirklich ins Licht gegangen!

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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Ecki04 » 28. Aug 2014, 16:53

shit.....jetzt muß ich weinen :-(
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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Karin » 28. Aug 2014, 19:46

Es tut mir so schrecklich Leid, was Euer Ulrik so aushalten musste und Ihr durchgestanden habt. Mir kommen auch die Tränen und ich hoffe, dass mein Aaron keinen so schlimmen Weg haben wird. Er ist jetz 5 und soll er laut der Ärztin durch seine Medis nicht alt werden. Ich kann es mir nicht vorstellen. Seid umarmt.
Caja und Karin
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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Thomas » 28. Aug 2014, 21:05

Ja, das ist heftig. Habt ihr alle eine schwer Zeit gehabt. Tragisch. Da fehlen einem die Worte.
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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von halloweenchen » 28. Aug 2014, 21:21

Ihr habt eurem Ulli das größte Geschenk gemacht, dass ihr ihm machen konntet.
Ihr habt ihn in Würde und an einem wunderschönen Ort und in Frieden "gehen" lassen - mehr können wir für unsere Lieblinge nicht tun, wenn einmal nichts mehr geht :-(
Ingrid
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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Chilli » 28. Aug 2014, 21:22

Danke, Robert, für Deinen Bericht... schreib Dir alles von der Seele! Dafür sollte doch ein Forum da sein :)

Es tut mir unendlich leid, dass die letzten Wochen für Ulrik und Euch so schlimm waren! Ulrik´s letzter Gang ...den habt ihr gut gewählt... Ich weine mit Euch und drück Euch ganz doll!!!
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Es ist so leicht andere, und so schwierig, sich selbst zu belehren.
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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Piroschka » 28. Aug 2014, 21:23

Schluck - das ist ja Horror pur. Jetzt wird auch klar, warum du so lange gebraucht hast, um darüber zu schreiben. Ein wenig tröstlich ist der schöne Abschiedsnachmittag und die nette Tierärztin.

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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Ness » 28. Aug 2014, 22:32

Heftig was ihr da gemeinsam durchgestanden habt.. und klasse, dass die Tierärztin so verständnisvoll war und zu euch gekommen ist. Ich wünsch euch viel Kraft!

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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Lottikarotti » 29. Aug 2014, 06:51

auch mir kommen beim lesen die Tränen.....sowas mitmachen zu müssen ist schrecklich......fühlt Euch gedrückt !!!
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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Frau Berger » 29. Aug 2014, 08:18

Das tut mir so leid!
Die letzten 4 Wochen von Marta waren bei
uns ähnlich schrecklich, nur kann ich darüber
noch nicht schreiben...

Mir kommen die Tränen, wenn ich Eure Geschichte lese
und wir können so mit Euch fühlen.

Es ist blanker horror und ich möchte so etwas
bitte nicht noch ein mal erleben!
Elise *18.05.2014
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Hundeengel Marta *21.07.2006 - 05.05.2013

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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Malou » 29. Aug 2014, 08:25

mir laufen die Tränen runter ,bin echt fertig .....
mein Gott wie furchtbar ,euer armer Kleiner ...es tut mir für euch so leid ,.. bin sprachlos

Malou und Anouk

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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von salu » 29. Aug 2014, 12:23

Was für ein schrecklicher Horror ... Aber Ihr habt ihm dann so ein schönes Ende bereitet, die Liebe und Fürsorge hat er nochmal gespürt.
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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Jana » 29. Aug 2014, 12:33

Ich habe auch einen dicken Kloß im Hals...
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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Aloha » 29. Aug 2014, 19:10

Robert, Andy, Holger... ihr habt alles richtig gemacht! :!:

Der "Kleine" verlangt jetzt die ganze Aufmerksamkeit! Bis in 4 Wochen! ;)

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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von herr emil weiss » 29. Aug 2014, 19:11

...ich hock´ da und mir laufen die tränen nur so über die backe...
hab´ keine ahnung was ich sagen soll....
ich schick´ euch eine feste tröstende umarmung....
Wenn es im Himmel keine Hunde gibt, gehe ich da auch nicht hin.
Sabine und Emil (07.05.2011)

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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Lion » 29. Aug 2014, 19:39

wenn ich das lese schießt das Wasser in die Augen, fühlt euch umarmt und
viel Glück mit dem neuen Familienzuwachs.

LG Lion

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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Samson » 1. Sep 2014, 23:30

Vielen Dank Euch allen für die aufmunternden Worte!

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Re: 4 Wochen Hölle - ungewöhnlicher Verlauf Myasthenia Gravi

Beitrag von Hedi » 4. Sep 2014, 22:27

Danke, dass Du so offen und ausführlich über diese schreckliche Zeit geschrieben hast.
Ich weiß gar nicht richtig, was ich schreiben soll, das Ganze macht mich sehr betroffen und ich kann Euren Schmerz gut nachfühlen.
Man vertraut auf den Rat eines Experten, will seinem Tier helfen und merkt leider erst viel später, dass man wissentlich belogen wurde :(
Eure Haustierärztin hat Euch wirklich toll betreut und sich für Ulrik voll eingesetzt, er ist definitiv ins Licht gegangen und hat Euch in Liebe den kleinen Max geschickt! Wir wünschen Euch alles Gute, und dass Euer Schmerz bald erträglicher wird!
Liebe Grüße von Hedi, Jasper, Bentje und Hundeengel Zoe und Luca
:happydog:

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