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Tierheimbriard - 1.Tag im neuen Zuhause- Bericht und Frage

Verfasst: 17. Dez 2016, 18:15
von Doreen
Hallo zusammen,

heute für um 7:00 war es so weit. Nach über 20 Stunden Fahrt sind gut 15 Hunde aus Süditalien in Deutschland angekommen. Es war so schön und beeindruckend. Der Tierschutzverein hatte einen super Transport organisiert. Die Hunde hatten alle große Boxen mit Decken. Die Tür ging auf - es war fast eine mystische Ruhe. Als wüssten die Hunde, dass das was nun auf sie zukommt zwar ungewiss - aber irgendwie nicht schlecht sein kann, saßen alle ganz ruhig und aufmerksam in ihren Boxen und warteten darauf, aussteigen zu dürfen. "Unser" Briard Hagrid (4 Jahre alt, davon die letzten gut 2 im italienischen Tierheim)- den wir nach einheitlichem Familienbeschluss nun in "Hector" umgetauft haben, saß ganz außen und schaute sich unsicher um. Was erwartet mich wohl?... Uns ging das Herz auf!

Nach dem Formularkram ging es nochmal zu einem -zu unserem- Auto - er ist sofort freiwillig eingestiegen und auf ging es in das neue Zuhause. Ein kurzer Spaziergang zeigte, dass er wohl schon an Leinen gewöhnt war. Aufgeregt, hin und her schnüffelnd, uns 5 beobachtend genoss er die erste Runde. Leider, leider -wurde er in Italien frisurentechnisch ziemlich "hingerichtet" und friert einfach offensichtlich. Er wurde völlig unprofessionell geschoren, ist fast nackig - an den Füßen hat er aber noch Fellstiefel an, rechts 2 Nummern größer als links. Das sieht aus als hätte er zu große Socken an - und die rechte schlappt noch vorne an den Zehen wie halb ausgezogen über. :shock: :lol: Und -nun ja- er stinkt etwas! Frage Nr. 1: würdet ihr empfehlen ihn (jetzt schon) zu duschen, wenn ja womit? Gibt es Tipps, wie ich das hoffentlich bald nachwachsende Fell anfangs am besten unterstützen kann?

Eine große Befürchtung galt dem 2. Vierbeiner im Haus. Wie würde es mit der Katze gehen?? Große Freude: WUNDERbar! Er interessiert sich NULL für die mauzende Fellnase und sie checkt ihn aus der Distanz ab, faucht vorsichtshalber wenn sich die Distanz verringert - und das war`s! :D



Nun zu seinem Verhalten: Er ist natürlich noch sehr aufgeregt, hat bisher nicht geschlafen- nur in seinem Bett geruht, hechelt viel. UND: verfolgt mich auf Schritt und Tritt. Meinem Mann gegenüber ist er zurückhaltend, man könnte fast sagen ängstlich. Wahrscheinlich hat er mit Männern schlechte Erfahrung gemacht? Er wird ganz still und schaut runter wenn mein Mann ihn streichelt. Mich dagegen rennt er fast um wenn ich mich ihm zuwende, leckt mir das Gesicht, beknabbert mich auch - und fängt auch an ansatzweise zu rammeln und zu besteigen. Das macht er fast nur mit mir, mit meinem Mann garnicht, mit den großen Töchtern (16 und 19) kaum und mit der Kleinen (9) auch nicht. Die interessieren ihn aber auch allesamt viel weniger als ich. Frage 2: Wie interpretiert ihr das? Ich würde eigentlich klar sagen Dominanzgehabe und unterbinde das (Knabbern/Zwicken/"festhalten" und besteigen) auch gleich. Nur andererseits scheint er sich total auf mich zu fixieren, liegt (auch jetzt gerade) zu meinen Füßen, steht auf wenn ich das tue, läuft mit und bleibt stehen wenn ich stehen bleibe. Ich weiß, es ist noch sehr früh - er hat gerade seinen ersten Tag und ist noch im Stress. Trotzdem bin ich für frühzeitige Tipps sehr dankbar!

Noch eines für den Anfang. Hector ist nicht kastriert. (das ist neben den Füßen auch noch der einzige Bereich wo er wie ein Bär aussieht! :lol: ) Mit Hunden beiderlei Geschlechts kommt er wunderbar aus - so gezeigt jedenfalls auf der nachmittäglichen 2. Runde) Würdet ihr trotzdem empfehlen ihn noch zu kastrieren? Ändert sich bei ausgewachsenen, verträglichen Hunden dadurch noch irgendetwas? Unser letzter kam schon kastriert aus dem Tierheim, da stellte sich die Frage nicht.

Alles in allem die erste Bilanz: Wir werden das schon zusammen rocken und sind gespannt auf die erste Nacht! :D
Wir freuen uns über Tipps und stellen auch -sobald ich das mit dem Bilder hochladen hier verstanden habe- auch Fotos ein. Habt einen schönen 4.Advent und viele Grüße vom Ammersee!

Re: Tierheimbriard - 1.Tag im neuen Zuhause- Bericht und Fra

Verfasst: 17. Dez 2016, 19:09
von Hedi
Klingt doch alles super, den ersten Tag habt ihr toll gemeistert - Menschen, Hund und Katze :D
Zu deinen Fragen:

1) Duschen: Ich würde erst mal schauen, dass ihr eine Bindung aufbaut, dass Hector dir/euch vertraut und dann erst zur Tat schreiten. Das Duschen ist für Hunde meist eher unangenehm und ich finde es sinnvoll, erst mal eine Vertrauensbasis zu schaffen als gleich mit einer bedrohlichen Situation zu starten.
Falls der Gestank natürlich unerträglich ist - meine Hündin hat sich mal in totem Fisch gewälzt :shock: - müsst ihr einfach durch, dann gibt es keine Alternative

2)Verhalten: Berammeln würde ich auch sofort unterbrechen/verbieten (wobei es durchaus auch noch Stressabbau sein kann!), zärtliches Knabbern und Festhalten der Hände dürfen unsere, für sie ist es Kontaktaufnahme und Spiel, und sie sind wirklich sehr vorsichtig.
Dass Hector dir ständig hinterher läuft, ist gerade jetzt am Anfang für ihn bestimmt erst mal Sicherheit suchen, zu dir fühlt er sich am meisten hingezogen und sicher, also folgt er dir. Du kannst dem ein bißchen entgegen steuern, wenn du einfach hinter dir Türen zumachst und so oft durch die Gegend rennst, dass es für Hundi irgendwann einfach zu langweilig wird, ständig hinterher zu pesen.
Ich würde ihn jetzt am Anfang aber erst mal ein paar Tage einfach lassen, vielleicht gibt es sich auch einfach von selbst, wenn Hector sich ganz zu Hause bei euch fühlt.
Deinem Mann rate ich, sich mit leckeren Lieblingsleckerlies zu bewaffnen und öfters einfach mal damit um sich zu werfen ;) , dabei den Hund gar nicht angucken oder ansprechen. Ganz wichtig ist bei der Annäherung, keine bedrohliche Körpersprache zu zeigen, man muss sehr bewußt darauf achten, sich nicht vorn überzubeugen, dem Hund den Kopf zu tätscheln oder ihn anzustarren.
Vieles Gibt sich aber im Laufe der Zeit, gebt Hector Zeit, sich einzugewöhnen.
Jasper hatte früher Angst vor unserem ältesten Sohn, nachdem er ihn aber ein paarmal gesehen hat (und mit Leckerlies bestochen wurde ;) ) liebt er ihn und tobt und schmust mit ihm sobald er ihn erblickt!

3) Kastration: Wenn Hector mit vier Jahren gut verträglich ist, wird es sich mit Sicherheit nicht mehr ändern. Ich würde ihn definitiv nicht mehr kastrieren lassen.

Wahrscheinlich wirst du noch viel mehr und auch andere Meinungen hören, vieles ergibt sich aber aus der Situation und vieles macht man einfach aus dem Bauch heraus richtig!
Bitte übernimm auch nicht einfach so das Vorgehen aus der Hundeschule, die wissen nämlich auch nicht alles. Lass dein Gefühl entscheiden, dann ist es meist richtig!
Ich wünsche euch weiterhin ganz ganz viel Spaß mit eurem süßen Fellnäschen!

Re: Tierheimbriard - 1.Tag im neuen Zuhause- Bericht und Fra

Verfasst: 17. Dez 2016, 21:47
von halloweenchen
das klingt ja wirklich alles fantastisch gut.
meine vorrednerin hat ja schon alles geschrieben.

das mit dem rammeln würde ich auch sofort unterbinden - das kann bei einem erwachsenen brie-rüden wirklich gar nichts. das mit dem leichten und liebevollen anknabbern finde ich auch nicht schlimm. noch alle drei bries von mir hatten meine arme / hände irgendwann im maul - und es war noch jedesmal liebevoll.

kastration: tut das blos nicht!!! und vor allem - wofür? euer rüde dürfte mit anderen hunden keine probleme haben - glaubt mir - wenn ihr ihn kastrieren lasst, ändert sich das zum schlechten. ausserdem verschlechtert sich seine fellqualität, es ist ein chirurgischer eingriff und - soviel ich weiß - auch in deutschland, ohne medizinische indikation, untersagt.

duschen/baden: manche bries mögen das sogar gerne. schaut doch einmal, wie er auf wasser und duschen reagiert, ohne ihn gleich in stress zu versetzen. wenn er's mag, dann steht nichts im weg. verwendet ein gutes shampoo, mein persönlicher favorit ist "FURminator deShedding Ultra Premium Shampoo". das riecht auch wirklich gut ;-)

was ich aber schon bald anfangen würde, wäre mit einer wildschweinborstenbürste sanft sein kurzes fell zu brüsten. und das wirklich überall, dass er sich dran gewöhnt. aber nur wenn alles ruhig und friedlich ist und ihr die gemeinsame zeit auch genießen könnt. wenn du das regelmäßig machst, wird er auch später, wenn er wieder langes fell hat, bürsten lieben und genießen.

viel freude und schöne stunden mit eurem neuen mitbewohner wünsch ich euch!

Re: Tierheimbriard - 1.Tag im neuen Zuhause- Bericht und Fra

Verfasst: 18. Dez 2016, 19:59
von Karin
Ich kann auch nur sagen, was für ein Glück einen solchen Hund zu bekommen. Zum Verhalten kann ich eigentlich nichts anders sagen als meine Vorredner. Vielleicht zur Kastration. Mein Aaron ist nun inzwischen 7,5 Jahre und unkastriert. Ich würde von einer Kastration auch abraten. Sein Verhalten wird sich dadurch nicht ändern, aber es gibt viele Nachteile. Wir haben uns ganz viel mit dem Thema beschäftigt, als Aaron noch jünger war. Inzwischen haben neuerer Forschungen ergeben, dass neben den bekannten Veränderungen (Fellverschlechterung...) es auch eine negative Auswirkung auf den Gesundheitszustand der Tiere hat. Solange sie einen normalen Hormonstatus haben ist das Immunsystem der Hunde deutlich besser und auch die Furcht vor eventuellen Krebserkrankungen ist unbegründet. Im Gegenteil, wenn ein Hund an Krebs erkrankt, tut er das früher wenn er kastriert ist als unkastriert. Für mich käme eine Kastration nur in Frage, wenn es gesundheitliche Aspekte erzwingen (z.B. Hodenkrebs,...) Ansonsten ein klares Nein. Natürlich muss man bei einem unkastrierten Rüden ca. bis 8 Jahren immer daran denken, sinnloses Rammeln oder Besteigen von Menschen ist ein No Go. Das haben wir Aaron sofort deutlich gemacht. Er kennt das und würde es gegenüber Menschen nie wagen. Da kann ich am Boden neben ihm sitzen oder liegen, das ist kein Problem. Ist er älter hat er es einerseits gelernt wird aber dann auch meistens ruhiger.
Was natürlich ganz lustig ist, wir haben in der Familie wieder ein Enkelchen bekommen. Meine Schwiegertochter stillt auch und Aaron findet das richtig toll. Wenn wir uns sehen steht er manchmal vor der jungen Mutter und schleckert mit der Zunge. Das ist aber auch schon alles.
Ich würde Euch auch empfehlen das Waschen bzw. Duschen nur zu machen, wenn es nicht mehr auszuhalten ist. Aaron erzeugt den stärksten Geruch an den Füßen. Vielleicht kann man mit Füße waschen, nur mit klarem Wasser und viel Bürsten verringern. Ich kann Euch auch nur empfehlen einen engen und liebevollen Körperkontakt zu fördern, damit er mit längerem Fell besser gepflegt werden kann und ihm auch bei Dornen, Kletten,... im Fell besser geholfen werden kann.
Ich wünsche Euch viel Freude mit Eurem neuen Freund.

Re: Tierheimbriard - 1.Tag im neuen Zuhause- Bericht und Fra

Verfasst: 19. Dez 2016, 08:51
von Transdat
Klasse Doreen, das hört sich alles sehr gut an. Wie die Vorredner bereits anmerkten würde ich nichts überstürzen sondern einfach mal den Jahreswechsel ins Land ziehen lassen und ihm Gelegenheit geben sich einzuleben.

Das wird schon, Hektor bemüht sich, das kann man in Deinen Zeilen deutlich lesen.


Grüße aus Gröbenzell ins 5-Seen-Land!

Jürgen

Re: Tierheimbriard - 1.Tag im neuen Zuhause- Bericht und Fra

Verfasst: 19. Dez 2016, 20:21
von Doreen
Ich danke Euch allen für eure Tipps. Das mit dem Stinken werden wir erstmal aushalten. Das anrammeln werde ich ihm auch schon austreiben. ;) Kastrieren werden wir auch nicht wenn es nicht nötig ist - danke auch hier für eure Tipps.

Hector ist wirklich ein richtiger Goldschatz und möchte uns unbedingt gefallen. Leider ist er nicht gesund (entgegen der Angaben). Ich war heute in der Tierklinik weil er stark durchtritt und auch lahmt. Nun haben wir den Salat. Ich schreibe dazu extra im Bereich "Gesundheit" weil ich mir hier auch Tipps von erfahrenen Haltern erhoffe.

Viele Grüße und eine schöne Weihnachtszeit!

Re: Tierheimbriard - 1.Tag im neuen Zuhause- Bericht und Fra

Verfasst: 20. Dez 2016, 08:00
von Lottikarotti
Ganz viel Freude mit dem Burschen....toll das er so ein schönes Zuhause gefunden hat !

Re: Tierheimbriard - 1.Tag im neuen Zuhause- Bericht und Fra

Verfasst: 20. Dez 2016, 16:48
von Briardskin
Wir freuen uns für Euch und Hector ;-) :-) ;-)



Viele Grüße